GeisterBahn


Folksänger aus Großbritannien und Irland singen traditionelle deutsche Volkslieder (mit dem gewissen Akzent versteht sich), ausgewählt für die weiterhin bestehende Relevanz der Texte zum modernen Leben. Wenn das nicht Liebe ist? Aber warum heißt das GeisterBahn?

Er ist nicht mit der Geisterbahn nach Deutschland angereist, aber als er hier ankam, wunderte sich der Produzent dieses Albums und studierte Musiker Andrew Cadie (Broom Bezzums) aus Großbritannien schon ein wenig über die deutsche Musiklandschaft. „Im Radio lief oft nur uninteressanter angloamerikanischer Radiopop und selbst viele deutsche Bands sangen nicht einmal in ihrer eigenen Sprache. Es schien als gäbe es keine eigene Kultur, auf die sich Künstler eine stärkere musikalische Identität aufbauen konnten“ erklärt Cadie und lächelt sanft unter seinen langen Haaren hervor.

Die 'Geister' meinen die (alten) Stücke dieses Album und die 'Bahn' steht auch für die Straße, den Weg, den diese Stücke seit Ihrer Entstehung genommen haben“, erklärt er schmunzelnd. „Es ging mir um das Bild, daß ich im Kopf hatte, als ich über den Titel nachgedacht habe. Und dann schickte mir ein Freund auch noch diese Grafik. Cover und Titel waren plötzlich da. Er war genau das, was ich suchte.“

Im Popbereich hat sich das mittlerweile ein wenig geändert, aber Andrew Cadie ist eben kein Popmusiker. Er spielt Folk! In der mittlerweile recht erfolgreichen Band „Broom Bezzums“ spielt er Fiddle, Gitarre und Northumbrian Pipes. Er singt und komponiert viele Lieder der Gruppe. Obwohl modern, frisch und originell, hat die Musik der „Broom Bezzums“ seine Wurzeln fest in der britischen Volksmusik verankert.

Nun hat Cadie eine Gruppe von Musikerfreunden zusammengebracht, um auf den Pfaden der deutschen Volksmusik zu wandeln. Das wäre unter normalen Umständen wirklich nichts besonders, aber in diesem Falle, stammen alle entweder aus England, Schottland oder Irland. Aber wie soll das denn funktionieren?

 „ Die Idee war, dass die Sänger, die hier in Deutschland leben und ihr Brot mit der Musik aus Ihrer eigenen Heimat verdienen, eine Auswahl an bekannten und weniger bekannten deutschen Liedern arrangieren und singen – und dies in derselben Art und Weise, wie sie an die Vorlage eines alten Liedes aus ihrem eigenen Land herangehen würden“ betont Andrew Cadie. So wird „Ach bittrer Winter“ beispielsweise von einem Engländer gesungen, begleitet von einer keltischen Fiddle und Northumbrian pipes - oder „Tanz mir nicht mit meiner Jungfer Kaethen“ von einem Schotten, mit einer deutschen Tanzmelodie zwischen den einzelnen Strophen.

Damit das alles nicht zum 'Freak-Show' seltsamer Akzente und Missverständnisse wurde, war es wichtig, dass die Sänger hart an ihrem Akzent und ihrer Aussprache arbeiteten“ erklärt er weiter. Das ist ihnen ausnahmslos gelungen und so bleiben die Lieder und Arrangements die eigentliche Attraktion für das deutsche Publikum. Natürlich sind die Akzente der Sänger noch hörbar – das trägt aber erst recht zum einzigartigen Charme der Aufnahmen bei.

Ausgewählt wurden Lieder aus unterschiedlichen Regionen und Epochen, zum Beispiel Lieder aus der Zeit des Bauernkrieges, Tanzlieder, Seemannslieder von der Küste, ein Schweizer Lied über den Sensenmann und ein österreichisches Liebeslied. Für den letzten Titel haben sogar alle zusammen ein mitreißendes deutsches Seemannslied gesungen.

Erschienen wird das Album bei Steeplejack Music, einem kleinen Label aus dem Rheinland, dessen Geschäftsführer Neil Grant ebenfalls Engländer ist, und zu den mitwirkenden Künstlern gehört. Aber der Schlüsselfigur bei diesem Projekt ist ohne Zweifel Andrew Cadie. Er hat die Lieder ausgewählt, sie unter den Teilnehmern verteilt, die Arrangements geschrieben und die Aufnahmen in verschiedenen Studios in ganz Deutschland koordiniert, was auch eine Meisterleistung war bei acht Sängern aus unterschiedlichen Regionen.

Die Fähigkeiten und Methoden der Interpretation, des Arrangements und der Präsentation traditioneller Musik, die er bei seinem Studium der Folk und traditionellen Musik an der Universität Newcastle erlernt hat, setzt er hier meisterlich in Zusammenarbeit mit den anderen Künstlern um, die an dem Album mitgearbeitet haben.

Das Ergebnis ist ein sehr frisches und bezauberndes Album, das jedem etwas bietet - vom neugierigen Neuling bis zum Kenner. „Diese CD wird hoffentlich helfen, deutscher Musik wieder neue Bedeutung zu geben – sogar Leute im Ausland, die kein Deutsch verstehen habe die Tracks auf dieser CD genossen. Für die deutschen Hörer und Hörerinnen müsste es 'Pflichtlektüre' sein, damit sie endlich hören, was sie die ganze Zeit verpasst haben! 14 tolle Lieder, ausgewählt für die weiterhin bestehende Relevanz der Texte zum modernen Leben, eingängige Melodien und singenden Rhythmen“ betont Andrew Cadie. So spricht also ein gebürtiger Engländer, der in Deutschland lebt und hier mit einer deutschen Frau verheiratet ist! Das muss schon große Liebe sein, nicht?

Die Texte sind im Booklet abgedruckt und für die, die Gitarre spielen, sind sogar die Akkorde dabei. Man muss sich wirklich fragen, wo sich diese Lieder die ganze Zeit versteckt haben!

Die Sänger (deren Erfolge beinhalten zusammen mehrere tausend Konzerte, Indie Chart Erfolg, Radio-, Fernseh- und Stadionauftritte und sogar einen globalen Hit für Michael Jackson!):


Mark Bennett (Wuppertal) kommt aus Dublin, Irland. Er ist Singer-Songwriter und ist viel auf Tournee.


Mark Bloomer (Hunsrück) stammt aus dem Black Country in den englischen Midlands, dem Kernland der industriellen Revolution und der Heimat des Heavy Metal Er ist eine Hälfte des in Deutschland ansässigen Folkduos Broom Bezzums und spielt Gitarre, Mandola und Schlagzeug.


Andrew Cadie (Pfalz) stammt aus Northumberland in Nordwestengland. Er reiste und studierte Volksmusik in Newcastle, bevor er die Broom Bezzums mit Mark Bloomer gründete.


Iain Goodwin (Heidelberg) kommt aus Ayr An der Westküste Schottlands, wo er in der Folkszene sehr aktiv war. Er ist ein großartiger Gitarrist und spielt in einem Duo zusammen mit Tim Grey.


Neil Grant (Lohmar) stammt aus Wiltshire in England. Viele Jahre lang tourte er durch Deutschland und Europa als Teil des Folkduos Wayfaring Strangers. Er ist nun Inhaber einer Plattenfirma, Manager und Verleger.


Tim Gray (Heidelberg) kommt aus Hartlepool in Nordostengland, spielt Zither, Mandoline, Gitarre und Bouzouki und wurde vom Rock 'n Roll und seinen irischen Eltern musikalisch beeinflusst.


Craig Herbertson (Witten) wurde in Edinburgh, Schottland in eine Familie von Musikern und Varietékünstlern geboren. Er ist ein ausgezeichneter Songwriter und Sänger von traditioneller schottischer Musik.


Dave Jackson (Dortmund) stammt aus Scarborough, England und hat Lieder aller Arten und Genres geschrieben. Sein jüngstes Projekt war L.Bow Grease, eine transatlantische Folkband aus dem Ruhrgebiet.

Für weitere Information: www.steeplejack.de